Robert Stephenson Smyth Baden-Powell, 1. Baron Baden-Powell of Gilwell (* 22. Februar 1857 in London; † 8. Januar 1941 in Nyeri, Kenia), ist der Gründer der Pfadfinderbewegung. Pfadfinder verwenden häufig auch den Namen BiPi, der aus den Initialen seines Nachnamens abgeleitet ist. Zu seinen Ehren werden am 22. Februar von den Weltpfadfinderverbänden der Founder’s Day und der Thinking Day begangen.

Kindheit und Jugend

Robert Stephenson Smyth Powell (Rufname Stephenson, Stephe oder Ste) war das achte von zehn Kindern aus der Ehe von Henrietta Grace Smyth mit dem Pfarrer und Mathematikprofessor Baden Powell. Drei der Kinder waren allerdings schon vor Stephensons Geburt verstorben. Der Vater hatte außerdem vier Kinder aus einer früheren Ehe. Er starb als Stephenson drei Jahre alt war. Danach wuchs Stephenson mit seinen Geschwistern bei der Mutter auf, die für ihn zur Vorbildfigur wurde. Von ihr lernte er die Bedeutung der Tugend der Ritterlichkeit und die Bedeutung von Verantwortung. Später wurde Admiral W. Smyth, Kartograph und Astronom (Großvater mütterlicherseits) zum Vorbild. Dieser weckte in Stephenson das Interesse für die Naturforschung.

Als Stephenson zwölf Jahre alt war, änderte seine Mutter den Familiennamen in Baden-Powell.

Während seiner Zeit im Internat an der bekannten Charterhouse School verbrachte Stephenson viel Zeit in den nahen Parks und Wäldern um die Natur zu beobachten. Er nannte es die Wissenschaft des Waldes. In den Schulferien ging er mit Freunden oft auf Reisen bis nach Norwegen, orientierte sich an den Sternen und mit Hilfe des Kompass und lagerte im Freien, ernährte sich von selbstgefangenem Fisch der über dem Feuer zubereitet wurde.

Dienst in Indien

Mit einem mittelmäßigen Abschlusszeugnis verließ Baden-Powell Charterhouse 1876. Nachdem er die akademischen Anforderungen des Balliol College in Oxford nicht erfüllen konnte, bewarb er sich bei der Armee um einen Ausbildungsplatz als Offizier. Das Aufnahmeexamen legte er als zweitbester Prüfling ab und wurde daraufhin sofort zum Unterleutnant befördert. Da er ein guter Reiter war entschied sich Baden-Powell für die Kavallerie.

Baden-Powell wurde zu einem Kavallerieregiment nach Indien verlegt. Dort vertrieb er sich die freie Zeit vor allem im Dschungel um Tiere in freier Wildbahn zu beobachten. Auch als Entertainer begeisterte Baden-Powell seine Kameraden. Er organisierte Theateraufführungen und sang selbstkomponierte Lieder. Hier kam er auch zu seinem Spitznamen Bi Pi, denn er wurde von vielen Kameraden mit den Initialen seines namens B. P. angesprochen.

Baden-Powell wurde nach einigen Dienstjahren Schießausbilder seines Regiments und beschäftigte sich im Folgenden zunehmend mit Ausbildungsfragen. Einen besonderen Schwerpunkt legte er dabei schon früh auf die militärische Aufklärung, im Englischen scouting genannt. Die althergebrachte Vorstellung, die Kavallerie sei vor allem für berittene Angriffe da, teilte er nicht. Er hielt nicht viel von Drill und versuchte stattdessen seine Scouts für ihre Aufgabe zu gewinnen. Er gab keine Befehle sondern Tipps die seine Scouts dazu befähigten selbständige Lösungen für die gestellten Aufgaben zu entwickeln und entgegen der militärischen Tradition der Befehlsausführung eigene Verantwortung zu übernehmen. Die Scouts teilte Baden-Powell bei Einsätzen in kleine Patrouillen von um die fünf Mann. Jede Patrouille hatte einen besonders erfahrenen Scout der die Patrouille anführte.

Baden-Powell verließ sein Regiment für einige Jahre, als ihm 1887 der Posten als Adjutant seines Onkels, des Generals Sir Henry Smyth, angeboten wurde. Unter dessen Befehl war er an der Niederschlagung eines Zuluaufstands in Südafrika beteiligt, dort fiel ihm eine Holzperlenkette des Zulukönigs Dinizulu in die Hände. Die Perlen wurden 1919 und in den folgenden Jahren für die Woodbadge Perlen verwendet. Als General Smyth 1890 nach Malta versetzt wurde, begleitete ihn Baden-Powell. Er wurde zusätzlich zum Nachrichtenoffizier ernannt und reiste in dieser Funktion in den folgenden Jahren vor allem in Südosteuropa. 1893 kehrte er zu seinem Kavallerieregiment zurück.

Nach Westafrika wurde Baden-Powell beordert, um die Ashantiexpedition (1895–1896) zu unterstützen. Das unabhängige Ashantireich war ein politischer Unruheherd zwischen den europäischen Kolonien. Ziel der Expedition war die Festsetzung des Ashanti-Herrschers Prempeh und seiner Familie. Baden-Powells Aufgabe war es, mit einem Korps von Einheimischen den britischen Truppen den Weg von der Küste zur Ashanti-Hauptstadt im Landesinneren zu ebnen. Dazu musste die vorhandene Straße erweitert, Brücken gebaut, Lagerplätze, Forts und Versorgungsdepots angelegt werden. Die Mission verlief erfolgreich: Prempeh wurde von den Briten gefangen genommen und ins Exil geschickt. Baden-Powell schrieb seine Erfahrungen als Buch nieder (The Downfall of Prempeh, 1896).

1896 nahm Baden-Powell an einer Militäroperation gegen die Matabele teil und lernte das Kuduhorn als Signalinstrument der Eingeborenen kennen. Als Souvenir dieses Einsatzes behielt er sich ein Kuduhorn. Dieses Instrument sollte später in der Pfadfinderbewegung eine Rolle spielen. Von Matabele-Kriegern erhielt Baden-Powell auch den Spitznamen Impeesa.

Ab April 1897 war er für zwei Jahre befehlshabender Offizier eines Kavallerieregiments in Indien. 1899 erschien in England sein Buch Aids to Scouting. Die Armeeführung empfahl das dünne Heftchen als offizielle Ausbildungslektüre für Offiziersanwärter.

Die Verteidigung von Mafeking

Im selben Jahr spitzte sich die Situation in Südafrika wieder zu. Baden-Powell wurde umgehend wieder in die Kapkolonie abkommandiert, um britische Streitkräfte auf den erwarteten zweiten Burenkrieg (1899-1902) vorzubereiten. Er stationierte sich mit seiner Garnison im strategisch wichtigen Mafeking. Am 11. Oktober 1899 belagerten die Buren die Stadt mit 7500 Mann. Die Übermacht war überwältigend. Den Buren standen in der Stadt nur 700 Soldaten sowie 300 nur bedingt kriegstaugliche Zivilisten gegenüber. Als ein Abgesandter der Buren Baden-Powell zur Kapitulation aufforderte, lehnte dieser jedoch ohne weiteren Kommentar selbstbewusst ab. Bei der Verteidigung der Stadt setzte Baden-Powell auf die List und täuschte den Angreifern eine weit größere Zahl an Verteidigern vor, als tatsächlich in der Stadt waren. Er ließ Strohpuppen anfertigen, die er an für den Feind gut sichtbaren Positionen postieren ließ. Es wurden auch Holzgewehre geschnitzt und Attrappen von Geschützen aufgebaut. Seine Soldaten ließ er stets von wechselnden Positionen Schüsse abfeuern so dass die belagernden Truppen glaubten, in der Stadt wimmelte es von Soldaten.

Im Mafeking gab es während der Belagerung ein Kadettenkorps von Jungen ab elf Jahren, die als Sanitäter oder Melder eingesetzt wurden. Dabei stellte Baden-Powell fest, dass die Jungen durchaus für verantwortungsvolle Aufgaben eingesetzt werden konnten.

Durch seine Täuschungsmanöver und den Einsatz der Jugendlichen von Mafeking schaffte es Baden-Powell die Stadt 217 Tage lang zu halten, ohne dass sich die belagernden Buren trauten die Stadt anzugreifen. Im Mai 1900 traf dann endlich ein britisches Kommando ein, das die Stadt befreite. Die erfolgreiche Verteidigung Mafekings machte Baden-Powell zu Nationalhelden. Kinder und Haustiere wurden nach ihm benannt. Er wurde von der englischen Königin zum Generalmajor befördert und war mit 43 Jahren der jüngste General Englands.

Doch der Krieg in Südafrika war noch nicht beendet: Die Buren gingen zu einer Guerillataktik über. Baden-Powell wurde mit der Organisation einer berittenen Polizeitruppe in Südafrika beauftragt. Diese Polizei war in mancher Hinsicht ein „Prototyp“ für das spätere Pfadfindertum. So setzte Baden-Powell bei ihr seine eigene Erziehungsmethode ein, die später auch in der Pfadfinderbewegung zur Verwendung kam.

1901 kehrte Baden-Powell auf Krankenurlaub für einige Monate nach England zurück. Als er englischen Boden betrat wurde er mit großer Begeisterung empfangen. Besonders die Jugend war von Baden-Powells Taten begeistert und hatten sich sein Buch Aids to Scouting gekauft. Das Buch hatte es somit von der militärischen Ausbildungslektüre zum Jugendbuch geschafft.

1903 wurde er zum Generalinspekteur der britischen Kavallerie ernannt; in dieser Position besuchte er im Laufe der nächsten vier Jahre weltweit Kavallerieschulen. Später übernahm er das Kommando einer Reserveeinheit in England, bevor er 1910 endgültig aus dem Militärdienst schied.

Der erste Pfadfinder

Baden-Powell hatte sich während seiner Militärzeit früh als fähiger Ausbilder junger Rekruten bewiesen. Zurück in England, wo ihm von so vielen Jugendlichen Verehrung entgegenschlug, wandte er sich zunehmend dem Gedanken der Jugendarbeit zu. 1903 wurde er Vizepräsident ehrenhalber der christlichen Jugendorganisation „Boys’ Brigade“. Dem Gründer dieser Organisation gegenüber erwähnte er eines Tages, dass scouting das Programm für die Jungen noch attraktiver machen würde als die dort üblichen Drill-Übungen.

In den nächsten Jahren sammelte Baden-Powell nach und nach Ideen für ein eigenes Jugendprogramm. 1906 schickte er einen ersten schriftlichen Entwurf für ein Pfadfinderprogramm an verschiedene Organisationen. Im nächsten Jahr führte er auf Brownsea Island ein Probelager durch, unter anderem mit Mitgliedern der „Boys’ Brigade“. 1908 erschien schließlich das fertige Werk unter dem Titel Scouting for Boys. Der Erfolg war durchschlagend, und bald bildeten Jungen in ganz England selbständige Pfadfindersippen und -trupps. Neben seinen beruflichen Pflichten fiel Baden-Powell damit die Aufgabe zu, die wachsende Pfadfinderbewegung zu koordinieren.

1910 ging B.P. in Pension und folgte Einladungen von Pfadfindern aus aller Welt, bis er 1912 sein Herz an eine 32 Jahre jüngere Frau namens Olave St. Claire Soames verlor und sie noch im selben Jahr heiratete. Das Paar bekam drei Kinder: 1913 Sohn Peter, die Töchter Heather und Betty 1915 und 1917. Die Organisation der Pfadfinderinnen, die sich zu „Girl Guides“ umbenannten, wurde von Olave Baden-Powell übernommen, während sich B.P. weiterhin um die männlichen Pfadfinder kümmerte.

Ab 1910 wurde Baden-Powell mit Ehrendoktoraten verschiedener Universitäten geehrt, ihm wurden hohe Orden aus aller Welt verliehen und er erhielt hohe Pfadfinderauszeichnungen von den nationalen Pfadfinderverbänden z.B. 1927 auf einem Großlager in Schweden das Große Dankabzeichen vom ÖPB und die Goldene Gemse des ÖPB (bis 2000 nur 5 mal verliehen).

Robert Baden-Powell

Ein schottischer Geschäftsmann schenkte den Pfadfindern im Jahr 1919 schließlich den Gilwell-Park bei London, wo B.P. ein Ausbildungszentrum für Scoutmaster installierte. Ein Jahr später wurde er beim 1.Welt- Jamboree zum „Chief Scout of the World“ ernannt.

Baden-Powell wurde 1921 Baronet und 1929 Baron Baden-Powell, of Gilwell. Die Verleihung dieses Titels verkündete am 3.Welt-Jamboree in Birkenhead im Auftrag Königs George V. der Prince of Wales (Edward VIII) in voller Pfadfinderuniform. Ebenfalls während des 3.Welt-Jamborees erhält Bipi ein besonderes Geschenk von den Pfadfindern. Es ist ein Rolls-Royce und ein Wohnwagen. Bipi tauft ihn Jam Roll.

1937 hielt Baden-Powell auf dem 5.Welt-Jamboree in Vogelenzang (Niederlande) seine Abschiedsrede an die Pfadfinder. [1] Im Jahr darauf ließ er sich und seiner Frau ein Wohnhaus in Nyeri (Kenia) bauen, das er Paxtu nannte. Im Oktober 1938 verließ er England endgültig und lebte bis zu seinem Lebensende in Nyeri. Baden-Powell starb am 8. Januar 1941 und hinterließ allen Pfadfindern einen Abschiedsbrief.

Abschiedsbrief an die Pfadfinder der Welt

Dear Scouts:

If you have ever seen the play „Peter Pan“ you will remember how the pirate chief was always making his dying speech because he was afraid that possibly when the time came for him to die he might not have time to get it off his chest. It is much the same with me, and so, although I am not at this moment dying, I shall be doing so one of these days and I want to send you a parting word of good-bye.

Remember, it is the last you will ever hear from me, so think it over.

I have had a most happy life and I want each one of you to have as happy a life too.

I believe that God put us in this jolly world to be happy and enjoy life. Happiness doesn’t come from being rich, nor merely from being successful in your career, nor by self-indulgence. One steps towards happiness is to make yourself healthy and strong while you are a boy, so that you can be useful and so can enjoy life when you are a man.

Nature study will show you how full of beautiful and wonderful things God has made the world for you to enjoy. Be contented with what you have got and make the best of it. Look on the bright side of things instead of the gloomy one.

But the real way to get happiness is by giving out happiness to other people. Try to leave this world a little better than you found it and when your turn comes to die, you can die happy in feeling that at any rate you have not wasted your time but have done your best. “ Be Prepared“ in this way, to live happy and to die happy — stick to your Scout Promise always — even after you have ceased to be a boy — and God help you to do it.

Your friend,

Baden Powell of Gilwell

Der obige Text wurde übernommen aus:  http://www.scout-o-wiki.de/index.php/Baden-Powell und steht unter GNU-Lizenz für freie Dokumentation.
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